Leaving a Sign that I was there von Thlayli (私がいた証拠を残して) ================================================================================ Kapitel 13: ------------ 20. Oktober 2000 - Bunker unter Hakone, Japan Als sie mit dem Essen fertig waren, half sie ihrer Mutter beim Abspülen und sauber machen. Danach setzte sie sich erst wieder an den Esstisch, aber nach einer Weile tigerte sie dann ungeduldig durch die Wohnung, wobei sie andauernd auf die Uhr sah. "Wolltest du nicht gehen?" Meinte ihre Mutter irgendwann, weil sie nicht mehr mitansehen konnte, wie nervös ihre Tochter war. "Ja schon", sagte sie gedehnt und blieb stehen, "aber ich werde abgeholt." "Von ihr?" Ihre Mutter spitzte die Ohren und konnte einen schelmischen Blick nicht unterdrücken. Alexandra biß sich auf die Zunge. Sie hatte kein Problem damit, dass ihre Mutter und Ritsuko sich irgendwann richtig kennenlernten, aber im Moment wollte sie das andere Mädchen einfach nur für sich. Ihrer Mutter fiel auf, dass Alexandra darüber nicht sonderlich erbaut war, "Schon gut, ich hab Nichts gesagt. Darf ich ihr wenigstens Hallo sagen? Alles andere wäre irgendwie unangebracht, oder?" "Na gut", murrte Alexandra. Sie klang unwirscher, als es gemeint war, aber sie war furchtbar nervös und ungeduldig. Erneut sah sie auf die Uhr. In dem Moment klopfte es an der Tür und das Mädchen fuhr herum. Thomas hatte sich nach dem Essen auf sein Bett verkrümelt und blieb auch dort sitzen, während ihre Mutter in leichter Erwartungshaltung neben dem Tisch stand. Obwohl sie das japanische Mädchen bereits kennengelernt hatte, war es jetzt doch etwas anderes, seit sie wusste, dass diese beiden Mädchen mehr als nur Freundinnen waren. Alexandra drückte mit leicht zitternder Hand den Knopf zum Öffnen der Tür und als diese zischend auffuhr erblickte sie das andere Mädchen. Sofort schlug ihr ihr Herz bis zum Hals, was auch daran lag, dass sie quasi ihre Mutter im Nacken sitzen hatte. Ritsuko hatte sich ebenfalls umgezogen und trug eine Bluse und einen Rock; Alexandra fragte sich, ob sie das andere Mädchen jemals in einer Hose gesehen hatte, vom Sport mal abgesehen. "Hallo", sagte sie betreten und winkte ihre Mutter heran. An Ritsuko gewandt murmelte sie, "Meine Mutter möchte dir kurz Hallo sagen", dann räusperte sie sich und sagte, "Mama, Ritsuko-san. Ritsuko-san, Mama", dabei deutete sie mit der flachen Hand jeweils in die Richtung der Person. "Okay, gehen wir - tschüss Mama" hängte sie auf Deutsch an. Damit wollte sie davon stürmen, aber ihre Mutter hielt sie an der Schulter fest, "Nicht so schnell, junges Fräulein." Ihr Blick war bestimmt, aber als sie sich Ritsuko zuwandte lächelte sie und sagte in gebrochenem Japanisch, "Hallo Akagi-san, freut mich dich wieder zu sehen. Ich bin Helena, Alexandras Mama, aber das weißt du ja bereits." Ritsuko verneigte sich vor ihr und antwortete höflich, "Es freut mich ebenfalls sie wieder zu sehen Kaiser-san. Ich hoffe, es geht Ihnen gut." Alexandra sah ihre Mutter fast schon flehend an und so entließ sie die Mädchen mit einem leisen Seufzen, "Na gut, geht schon. Viel Spaß und komm nicht zu spät nach Hause", ermahnte sie ihre Tochter auf Deutsch noch einmal. "Jahaa, tschüß!" Rief sie noch, nahm Ritsuko reflexartig an der Hand und rannte los. Das andere Mädchen wurde perplex mitgezogen, aber verfiel schnell in die gleiche Geschwindigkeit. Die beiden grinsten sich an und mussten lachen. Am Aufzug blieben sie schließlich stehen und schnappten nach Luft. "Oh je, tut mir leid, das war irgendwie peinlich", sagte Alexandra und merkte dann, dass sie immer noch Ritsukos Hand hielt. Sie ließ sie los, murmelte eine Entschuldigung und sah sich rasch um, ob sie jemand gesehen haben könnte. Ritsuko wurde leicht rot, drückte auf den Aufzugsknopf und meinte dann leise, "Ich fand es gar nicht peinlich. Deine Mutter scheint doch nett zu sein." "Ja, sie ist toll, aber sie kann auch anstrengend sein", verlegen schob Alexandra die Hände in die Hosentaschen und grinste das andere Mädchen an. Ritsuko blickte sie wissend an und bemerkte dann erst Alexandras Kleidung, "Coole Hose übrigens", sagte sie und klang sowohl verlegen, als auch leicht bewundernd. "Ja, findest du?" Antwortete sie leicht verlegen und als Ritsuko nickte fuhr Alexandra fort, "Das ist meine Lieblingshose, ich würde sie am liebsten dauernd tragen", sie grinste und steckte die Daumen unter die Riemen der violetten Latzhose. Ritsuko dachte kurz nach, "Ich glaube, du hattest sie schon mal an. Ich erinnere mich nur nicht so recht, Entschuldigung." Alexandra schüttelte mit einem Lächeln leicht abwehrend den Kopf und Ritsuko fuhr fort. "Ich bin leider kein Hosentyp, glaube ich, aber dir steht sie." Daraufhin wurde Alexandra etwas Rot und sah verlegen zu ihren Schuhen hinab. Endlich kam der Aufzug, die Mädchen stiegen ein und Ritsuko aktivierte mit ihrer Schlüsselkarte ein bestimmtes Stockwerk, das für andere Leute nicht zugänglich war. "Aha, deswegen hab ich dich nur selten hier oben gesehen" bemerkte Alexandra. Ritsuko nickte, "Ja, meine Mutter wohnt in einem der tieferen Geschosse. Quasi näher bei ihrer Arbeit", sie grinste etwas gequält und stellte sich dann neben das andere Mädchen. Schweigend fuhren sie mit dem Aufzug in die Tiefen des Schutzbunkers. Nach einer Weile durchbrach Alexandra die Stille, "Irgendwie ist das gruselig, oder?" "Meinst du den Bunker? Etwas komisch ist es schon, wenn man nur die Welt oben gewohnt ist" antwortete das Mädchen mit den grünen Augen. Alexandra beäugte den Fahrstuhl kritisch, "Das auch, aber eigentlich ich meinte den Aufzug. Irgendwie hab ich immer Angst, dass sie abstürzen ..." sie musste schlucken und sagte dann verlegen lachend, "Ziemlich blöd, oder?" "Shinpai shinaide - mach dir keine Sorgen", sagte Ritsuko beruhigend und griff sanft nach ihrer Hand, "Das ist überhaupt nicht blöd." Alexandras Herz begann sofort wieder wie wild zu klopfen. Die beiden schenkten sich einen schüchternen Blick und Alexandra drückte dankbar die Hand des anderen Mädchens. Allein, dass sie hier mit ihr Hand in Hand stehen durfte erfüllte sie schon mit Freude. Als der Fahrstuhl die gewünschte Ebene erreicht hatte, ließ Alexandra Ritsukos Hand seicht los, damit sie sich an die gewünschte Geheimhaltung halten konnten. Gemeinsam traten sie hinaus in den Flur, der ebenso düster und trostlos aussah wie die oberen, die Alexandra kannte. Ritsuko führte sie an ein paar Türen vorbei und öffnete mit ihrer Schlüsselkarte eine Tür weiter hinten im Gang. Mit leisem Zischen ging sie auf und Ritsuko bat das andere Mädchen herein. "Shitsurei shimasu", antwortete Alexandra mit der üblichen Entschuldigung, wenn man jemandes Wohnung betrat und zog im entsprechenden Vorraum die Schuhe aus. Ritsuko tat es ihr gleich und gemeinsam gingen sie in den Wohnbereich. "Wow, das ist wirklich eine richtige Wohnung hier unten", staunte Alexandra, als sie die verschiedenen Räume sah. Ritsuko lächelte verlegen, "Ja, meine Mutter hatte ... vorgesorgt. Es tut mir leid, dass die meisten anderen Familien sich einen Raum teilen müssen. Das sorgt sicher für Spannungen." Alexandra nickte etwas abwesend und lies sich von Ritsuko durch die kleine Wohnung führen. Es gab ein Wohn- und Esszimmer mit angeschlossener Küche, ein Bad und zwei kleine Schlafzimmer, von dem je eines Mutter und Tochter bewohnten. Die Wohnung war, trotz allem Luxus an Platz, schlicht eingerichtet und beherbergte nur wenige persönliche Dinge. "Ihr musstet also auch das Meiste zurück lassen, als es los ging?" Murmelte Alexandra, als sie sich die kahlen Wände und wenigen Möbel besah. Ritsuko nickte, "Ja, wobei ..." sie schien kurz zu überlegen und schwenkte dann um. Sie fragte ihre Besucherin mit einem Lächeln, "Möchtest du was trinken?" "Ja, gern. Danke" gab Alexandra zurück und wunderte sich einen Moment über den abgebrochenen Satz, aber sie maß ihm keine weitere Bedeutung bei; ihre gemeinsame Zeit jetzt wollte sie einfach nur genießen. "Setz dich doch", Ritsuko deutete auf das Sofa und ging dann in die Küche um etwas zu trinken zu besorgen. Alexandra ließ sich auf dem Sofa nieder und kurz darauf kam Ritsuko mit einem kleinen Tablett, auf dem zwei Gläser standen, zurück. Sie stellte es auf dem niedrigen Tisch ab und setzte sich dann neben das andere Mädchen. Beide tranken einen Schluck und dann trat eine peinliche Stille ein. Das war einer der Momente vor denen sich Alexandra gefürchtet hatte. Sie wollte wahnsinnig gerne mit Ritsuko alleine sein, ohne all den Trubel und Zeitdruck um sie herum, oder ohne andere Menschen, aber die Angst, nicht zu wissen, was sie in solch einem Moment der Zweisamkeit sagen sollte, zerfraß sie. Sie wusste nicht, ob es dem anderen Mädchen ebenso erging, denn Ritsuko saß schweigend und reglos mit etwas Abstand neben ihr auf dem Sofa, fast als wären sie einfach zwei Fremde die in der Bahn nebeneinander saßen. Alexandra merkte, wie ihre Hand um das Glas langsam verkrampfte, weil sie so eifrig nachdachte und presste schließlich ein "Danke" hervor. Ritsuko sah sie fragen an, "Wofür? Das Getränk?" Alexandra schüttelte seicht den Kopf, "Nein, also natürlich auch, aber ... ich meinte, dass ich hier sein darf", murmelte sie und starrte auf die Oberfläche des Getränks. Das andere Mädchen lächelte sie leicht schüchtern an, "Ich hätte dich lieber mal bei uns Zuhause eingeladen, als hier in die Wohnung im Bunker, aber das lässt sich nun mal leider im Moment nicht ändern." Alexandra blickte sie an und musste grinse, "Ja, das stimmt wohl. Es ist so unheimlich ruhig hier ... und das macht es noch schwieriger, weil ..." sie kratzte sich etwas verlegen am Kopf, "ich ehrlicherweise im Moment nicht weiß, was ich sagen soll. Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass wir mal allein sein können, aber ..." sie verstummte. Ritsuko lächelte, "Ja, ich verstehe, was du meinst", sie drehte das Glas zwischen den Handflächen hin und her und beobachtete es dabei etwas abwesend, "Mir geht es genauso." "Ja?" Alexandra strahlte sie an, "Ich dachte immer, nur ich fühle mich so verloren. Schon in der Schule hatte ich das Problem und kam mir oft ziemlich blöd vor, wenn ich mir dir reden wollte. Es tut mir so leid, dass du dachtest, ich würde dich nicht nicht mögen ..." Ritsuko blickte sie liebevoll an, "Nein, das macht nichts; jetzt nicht mehr." Sie wurde etwas rot und blickte dann wieder auf ihr Glas hinab, "Mir ging es irgendwie ähnlich und ich glaube ... ich habe dein Verhalten einfach falsch interpretiert, aber ich wollte eben auch nicht zu viel reininterpretieren, verstehst du?" Alexandra nickte und Ritsuko fuhr fort, "Ich will nicht sagen, dass ich mir nie viel aus anderen Menschen gemacht habe, aber zu dir spürte ich eine Art ... besondere Verbindung; direkt am ersten Tag, als ihr in die Klasse kamt. Das fühlte ich noch nie zuvor. Und dann hast du mich auch noch angesprochen und nicht nur die üblichen Floskeln runter geleiert. Da war einfach direkt ... mehr", sie lächelte verlegen. Alexandra stellte ihr Glas auf dem Tablett ab und rückte näher zu dem Mädchen, dem ihr Herz gehörte. Vorsichtig legte sie ihre Hand auf Ritsukos Arm und sagte, "Genau das habe ich auch gespürt. Auch wenn es total kitschig klingt, aber genau so war es", bekräftigte sie die Aussage des anderen Mädchens. Ritsuko sah sie verlegen an und stellte dann ihr Glas ebenfalls auf das Tablett. Alexandra sah wie sie all ihren Mut zusammen nahm und leicht zitternd schließlich die Hände des langhaarigen Mädchens ergriff. Sie sah ihr in die Augen und sagte mit vollem Ernst, "Arigatou gozaimasu." Alexandra starrte sie an und stammelte, "Ähm ... warum denn?" Als Ritsuko sie schweigend anlächelte merkte sie, wie sie rot wurde und wich ihrem Blick aus. So verharrten sie eine Weile und sahen, Händchen haltend, verlegen in eine Ecke des Raumes. Irgendwann konnte Alexandra nicht mehr still sitzen und mit ihrer Bewegung holte sie auch das andere Mädchen aus der Starre zurück. Vorsichtig lösten sie ihre Hände voneinander und vermieden direkten Blickkontakt. "Sollen wir irgendwas machen?" Fragte Ritsuko sie unvermittelt und nippte an ihrem Getränk. Alexandra nickte, "Gerne, nur was kann man hier im Bunker schon groß machen?" Sie grinste etwas verlegen. Ritsuko überlegte kurz und erhob sich dann, "Komm mit", sagte sie mit einem Lächeln und ging auf das eine der beiden Schlafzimmer zu, das Alexandra vorhin nur flüchtig angeschaut hatte um nicht zu neugierig zu wirken. Es war Ritsukos Zimmer und Alexandra schlug das Herz schon wieder bis zum Halse. Was hatte Ritsuko vor? Das Zimmer war schlicht und hatte neben einem Bett, einem Schrank und einem Schreibtisch noch ein niedriges Tischchen mit einem kleinen Fernseher darauf stehen. Dieser Anblick überraschte das deutsche Mädchen, kannte sie Ritsuko doch sonst nur mit der Nase in Büchern. Sie konnte sie sich nur schwer beim Schauen einer Soap vorstellen. Überwiegend befanden sich Bücher und Schulsachen in dem kleinen Zimmer und man merkte, dass Ritsuko die meiste Zeit wohl mit lernen verbracht hatte. Doch zu Alexandras Überraschung kramte sie aus dem Schrank ein paar Kabel und gab ihr dann etwas aus Kunststoff in die Hand. Es war der Controller einer Spielekonsole. "Wie wäre das?" Fragte Ritsuko sie und hob mit einem breiten Grinsen die Konsole und einen zweiten Controller hoch. "Krass, ein N64!" Brach es auf Deutsch aus Alexandra hervor, die sich die Konsole selbst immer gern gekauft hätte. Mit leuchtenden Augen betrachtete sie den Controller in ihrer Hand und Ritsuko lächelte sie sanft an. "Kennst du die Konsole?" Fragte sie sie. Alexandra schüttelte den Kopf, "Nein, also ja, aber nur aus dem Fernsehen. Gespielt habe ich damit noch nie. Wie heißt sie auf Japanisch? Einfach Rokujuuyon?" Ritsuko nickte, "Genau, wie die Zahl. Auf Deutsch auch?" Das Mädchen mit den blauen Augen bejahte die Frage und beobachtete Ritsuko dann dabei, wie sie die Kabel an dem kleinen Fernsehgerät und der Konsole anschloss. Dafür hatte sie die Röhre also. Alexandra konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen. Ritsuko ging nochmal zum Schrank und zog eine Kassette mit ein paar Spielen hervor, "Viel hab ich nicht, aber vielleicht gefällt dir ja was davon." Sie reichte ihr die Spiele. "Keine Ahnung, ich kenne vermutlich nichts davon", das langhaarige Mädchen grinste sie breit an und fügte dann hinzu, "Such du ruhig was aus, Hauptsache wir können gemeinsam spielen." Sie warf einen Blick auf die Spiele und besah die Bilder. Es fiel ihr wieder auf, dass sie sich mit vielen Kanji noch schwer tat. "Hmm", Ritsuko griff in die Kiste und zog drei Spiele heraus. Sie deutete auf das erste und meinte, "Das ist ein ganz witziges Rennspiel, so ähnlich wie Mario Kart, falls du das kennst", Alexandra nickte und darauf zeigte Ritsuko ihr das nächste, "Das hier ist-" "Pokémon Stadium!" Unterbrach Alexandra sie mit leuchtenden Augen. Ritsuko musste lachen, "So viel dazu, dass du nichts davon kennen würdest." "Na ja, Pokémon Blau habe ich auf meinem GameBoy gespielt, Stadium wollte ich unbedingt haben, aber ohne Konsole leider schlecht zu machen" sie grinste. "Möchtest du das spielen?" Fragte das andere Mädchen sie mit einem freundlichen Lächeln. Alexandra legte den Kopf schief, "Klar gern, aber ich bin noch auf das dritte Spiel gespannt, das du mir zeigen wolltest." "Ah okay", das Mädchen grinste erneut und hob das dritte Modul hoch, "Das ist zwar ein Rollenspiel für eine Person, aber ich finde es total gut. Man ist ein kleiner Junge mit einer Fee und reist später durch die Zeit. Es gibt viele Kämpfe und natürlich eine Prinzessin zu retten" erklärte sie mit leuchtenden Augen. "Oh, das klingt super! Am liebsten möchte ich einfach alles probieren" Alexandra lachte. "Na, dann fangen wir doch einfach mal mit Pokémon an", Ritsuko steckte das entsprechende Modul in den Schacht der Konsole und schloss die beiden Controller an. Alexandra wunderte sich, dass Ritsuko tatsächlich einen zweiten Controller und Spiele für mehrere Spieler hatte, da sie selbst meinte, dass sie sonst eher Zeit allein verbrachte. Aber wer weiß, vielleicht verbrachte auch ihre Mutter hier ab und zu Zeit mit ihr. Das braunhaarige Mädchen musste grinsen, als sie sich die streng wirkende Frau mit dem Laborkittel vor der Konsole vorstellte. "Was ist?" Fragte Ritsuko sie, als sie das Grinsen bemerkte, und sie klang fast etwas unsicher. Alexandra wurde aus ihrer Vorstellung gerissen und schüttelte schnell den Kopf, "Nichts, nichts, alles gut. Ich freue mich nur" gab sie schnell zurück und grinste das Mädchen mit den grünen Augen an. Ritsuko nahm von ihrem Schreibtisch noch die Brille aus dem Etui, das Alexandra sonst nur aus dem Buchclub kannte, und setzte sie auf. Dann ließen sich die beiden Mädchen mit Kissen nebeneinander auf dem Boden nieder und starrten gebannt auf den Bildschirm. "Mit eigenen Pokémon wäre es sicher cooler, aber wir können uns fertige Teams zusammenstellen", erklärte Ritsuko und zeigte Alexandra wie man sich Pokémon auswählt und gegeneinander kämpft. Auch die Mini-Spiele probierten sie alle durch und hatten viel Spaß damit. "Man, das ist echt cool", schwärmte das langhaarige Mädchen nach ein paar Runden, "Vielleicht bekomme ich irgendwann auch noch meine eigene Konsole. Wollen wir das Nächste spielen?" Es machte ihr zwar Spaß, aber sie wollte die anderen Spiele auch ausprobieren. "Gerne. Diddy Kong Racing?" Ritsuko hob es herausfordernd hoch und als Alexandra nickte wechselte sie das Modul und startete das Rennspiel. Alexandra musste sich in das Spiel erst einfinden und verlor haushoch gegen das japanische Mädchen, doch sie ärgerte sich nicht wirklich darüber. Nach einer Weile klagte sie über einen Krampf in der Hand, von der ungewohnten Haltung des Controllers, und die beiden legten eine Pause ein. Sie gingen in's Wohnzimmer zurück und tranken ihre Gläser leer. Alexandra reckte sich, weil sie vom Sitzen auf dem Boden etwas steif geworden war und sah dann auf die Uhr. "Ich glaube, ich sollte langsam mal zurück. Meine Mutter meinte ja, ich solle nicht zu spät keim kommen", murmelte sie etwas zerknirscht, weil sie die letzten Stunden so genossen hatte. Ritsuko nickte verständnisvoll, "Okay, dann bringe ich dich auf deine Ebene hoch" und etwas leiser fügte sie hinzu, "Vielleicht können wir das ja bald wiederholen. So viel Spaß hatte ich lange nicht mehr. Außerdem kamen wir nicht mehr zu Spiel Nummer 3." Aus ihrem Mund klang das wie eine valide Begründung. Sie setzte die Brille ab und legte sie auf den Wohnzimmertisch. Alexandra blickte sie scheu an und murmelte dann, "Morgen ist doch Samstag, also ... wenn du nichts anderes vorhaben solltest ...?" Ritsuko errötete leicht und nickte sachte, "Ich denke, das sollte klar gehen. Ich werde es meiner Mutter sagen und sie hat sicher nichts dagegen; außerdem arbeitet sie vermutlich eh den ganzen Tag." Schließlich zogen die beiden Mädchen im Vorraum ihre Schuhe an und verließen die Wohnung. Gemeinsam gingen sie den schummerigen Gang entlang und auf den Fahrstuhl zu. Diesen betraten sie nach kurzer Wartezeit und fuhren zusammen nach oben. Alexandra scharrte mit dem Schuh verlegen am Boden und meinte dann mit einem kleinen Grinsen, "Ich wusste übrigens nicht, dass du auch auf Videospiele stehst." Ritsuko wurde erst leicht rot und gab dann grinsend zurück, "Ja ich bin immer wieder für eine Überraschung gut, oder?" Dann setzte sie ernster hinzu, "Das war schön. Ich hab schon lange nicht mehr gespielt; vor lauter Schule und allem was so in der letzten Zeit passiert ist. Außerdem konnte ich das bisher mit niemandem teilen ..." meinte sie mit einem leicht wehmütigen Blick, doch dann wandelte er sich in ein dankbares Lächeln, was Alexandras Herz gleich wieder etwas schneller schlagen ließ. Als der Aufzug zum Stehen kam, betrat Alexandra allein den Flur. "Mata ashita - bis morgen", murmelte sie leise. Ritsuko verabschiedete sich ebenfalls und aktivierte mit ihrer Schlüsselkarte die Etage ihres Wohnbereichs. Alexandra blieb stehen, bis die Türen des Aufzugs geschlossen waren und ging dann zu ihrem Wohnraum. Ihr Herz schien fast vor Freude zu platzen und ihre Mutter hatte sie schon neugierig erwartet. Alexandra erzählte von dem Nachmittag, als wäre es ein normaler Besuch bei einer Freundin gewesen und sagte ihr auch gleich, dass sie sich für morgen wieder verabredet hatten. Natürlich hatte ihre Mutter nichts gegen ein neuerliches Treffen der beiden Mädchen, sie sah, dass es ihrer Tochter gut tat und das machte sie glücklich. Hosted by Animexx e.V. 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