Ich sitze hier, kurz vor halb eins nachts, und denke nach. Mir fällt es schwer diese Worte angemessen zu verpacken, die ich gerne schon lange sagen wollte.
Dies ist ein persönlicher Eintrag, der meine Gedanken und Gefühle umfassen soll.
Denn ich befinde mich in einem kreativen Zwiespalt, wenn man es so nennen kann.
In letzter Zeit fällt es mir unglaublich schwer mich über das Schreiben auszudrücken, etwas, dass ich Jahrelang getan habe, um Dinge zu verarbeiten mit denen ich als junger Mensch nicht gut zurechtkam und sie lieber zu Papier bringen wollte, statt sie offen auszusprechen.
Ich hatte damals nichts gedacht, dass es überhaupt jemanden interessieren würde, was ein 16-Jähriges Mädchen schreibt, das in ihrem Leben sicher noch nicht so viel erlebt hatte, worüber sich das Schreiben lohnen würde.
Ich wollte einen Weg finden, mich kreativ ausleben zu können. Eine Art Verarbeitung, die mir all die Jahre sehr geholfen hat, auch mehr über mich selbst kennen zu lernen.
Was ich nicht erwartet hatte, war das ich jemals auch andere Menschen mit meinen Worten erreichen würde. Doch Worte haben manchmal mehr Gewicht als man im ersten Augenblick meint.
Manchmal trifft man genau diesen gewissen Punkt, der jemanden berührt und zum Nachdenken anregt. Der Emotionen auslöst, die tief in uns verborgen liegen und durch seinen Satz, ein Wort wieder hervorgerufen werden können.
Dass man die passenden Worte findet, um Charaktere zu Leben zu erwecken und ihnen dieses „gewisse Etwas“ einhaucht, sodass man sie einfach so unglaublich liebgewinnt und man sie nicht mehr ziehen lassen möchte.
Sie wachsen einem ans Herz, sodass man sich ohne das Schreiben oftmals einfach nur leer und unvollständig fühlt.
Ich übe dieses liebgewonnene Hobby bereits seit acht Jahre aus und konnte mich im Digimon Fandom mit meinen „dramatischen“ Geschichten gut etablieren, indem ich einfach das geschrieben habe, was mir auf dem Herzen gelegen hatte.
Doch mittlerweile frage ich mich ernsthaft, ob für mich noch Platz in diesem Fandom ist.
Denn ist gibt unglaublich viele gute Geschichten, die es wert sind erzählt zu werden.
Bei meinen letzten Kapiteln hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass diese gerne gelesen werden, weil ihnen dieses „gewisse Etwas“ fehlt, dass ich auch beim Schreiben schon lange nicht mehr gefühlt habe.
Ich muss gestehen, dass ich dieses freudige Kribbeln, das letzte Mal bei meiner Geschichte „Bastard Child“ gefühlt habe.
Dass ich eine Geschichte schreibe, die die Leser bewegt und die sie gerne und mit Spannung verfolgen.
Die sie mit Begeisterung kommentieren und explizit darauf eingehen, was ihnen gefallen hat und was vielleicht nicht.
Natürlich sieht man auf Plattformen wie dieser hier immer ziemlich gut, welche Geschichten „lieber“ gelesen werden als andere. Der unbewusste Vergleich ist vorhanden, ob man ihn nun wahrnimmt oder nicht. Als Autor fragt man sich dann natürlich oft, was die anderen „besser“ machen als man selbst, da man bei ihnen die Begeisterung in den Kommentaren förmlich herauslesen kann, die bei einem selbst leider völlig fehlt.
Manchmal frage ich mich tatsächlich, ob meine Geschichten überhaupt gelesen werden würden, wenn sie nicht von mir wären. Wenn mich nicht einige Leute näher kennen und mögen würden.
Ich weiß das diese Gedanken einerseits sehr merkwürdig auf den ein oder anderen wirken, aber ich habe mir in letzter Zeit einfach zu oft die Frage gestellt, ob es überhaupt sinnvoll ist weiterzuschreiben, wenn ich solche Gedanken hege.
Möchte ich überhaupt noch schreiben, wenn ich merke, dass meine Geschichten nicht mehr das auslösen, was sie auslösen sollten? Begeisterung? Wut? Trauer? Freude?
Ein emotionales Gefüge, dass ich selbst beim Schreiben mittlerweile verloren habe.
Ich frage mich oft, was bleibt, wenn ich mich tatsächlich dazu entscheide, nichts mehr zu verfassen?
Wird man mich als Autor vermissen? Wird man sich an meine Geschichten zurückerinnern? Oder wird man sie einfach vergessen?
Der Grund warum ich mir all diese Fragen stelle, ist das sich vieles verändert hat und ich mich als Überbleibsel fühle, das nicht mehr so wirklich in den Fluss der neuen Autoren passen möchte.
Viele Autoren, die ich mochte, teilweise sogar persönlich kannte und deren Werke ich unglaublich gerne gelesen hatte, sind nicht mehr aktiv.
Sie haben der Plattform, die wir jahrelang gemeinsam nutzten, den Rücken zugewandt und ich bin langsam an den Punkt gekommen, wo ich mich frage, ob ich es ihnen nicht gleichtun sollte.
Ich fühle mich gefangen, unwissend, was die richtige Entscheidung für mich ist.
Einerseits habe ich unglaublich gerne meine Geschichten geplant und jedes Mal mitgefiebert, wie sich die Story letztlich entwickelt hat. Anderseits merke ich ebenfalls, dass ich nicht mehr die gleiche Begeisterung wie früher versprühe.
Ich bin kritischer geworden, sehe vielleicht viele Dinge viel zu eng und versuche mich nach wie vor von Geschichte zu Geschichte zu verbessern, obwohl ich genau genommen immer wieder auf der gleichen Stelle tappe.
Ich weiß nicht, ob man meine wirren Gedanken versteht oder ob ich sie selbst in ein paar Jahren noch verstehen werde. Ich fühle, dass ich vor einem erneuten Wendepunkt stehe, der mir etwas Angst macht. Früher dachte ich oft, dass Schreiben, das Einzige ist, was ich einigermaßen gut kann.
Daher wollte ich mich darin immer verbessern, um mir aufzuzeigen, dass ich in etwas „gut“ bin.
Dass ich etwas kann, was andere vielleicht nicht so gut beherrschen.
Mittlerweile weiß ich, dass mir auch andere Dinge gut liegen, die ich auch nicht ständig neu beweisen muss, indem ich mich stetig verbessere oder an mir arbeite.
Ich kann sie, weil sie mich ausmachen. Weil sie mich als Person formen.
Vielleicht ist es an der Zeit, dem Lebewohl zu sagen, was ich mittlerweile eher als Bürde wahrnehme.
Ich muss nicht im Schreiben „gut“ sein, solange ich Spaß daran habe, auch wenn ich vielleicht nicht mehr so viele Menschen mit meinen Worten bewege, sondern einfach nur mich.
Ein weiterer Grund, warum ich mich dazu entschieden habe, diesen offenen Brief zu verfassen, war eine kleine aber sehr bedeutsame Begegnung mit einer alten Autorin, die außer mir sicher keiner mehr kennen wird. Sie gehört zum alten Eisen und schreibt schon sehr lange nicht mehr, sondern widmet sich mittlerweile einem anderen Hobby, bei dem ich sie zufälliger Weise wiedergetroffen habe.
Allerdings habe ich auch ihre damaligen Werke nicht vergessen und mich mit ihr in Kontakt gesetzt, um ihr zu sagen, wie viel mir ihre Geschichten immer bedeutet haben.
Die Antwort, die ich bekommen habe, hat mich wirklich umgehauen, da sie sich unglaublich gefreut hatte und mir sagte, dass ich ihren Tag mit meinen Worten verschönert hätte, da ich mich immer noch an sie erinnern konnte. Und das hat auch mich sehr glücklich gemacht, aber auch zum Nachdenken angeregt.
Allerdings möchte ich auch keines Falls mit diesem Brief einen rapiden Abschied symbolisieren. Ich hoffe viel mehr, auch andere Personen zu erreichen, die selbst mit einer Unsicherheit zu kämpfen haben.
Denn eine Sache, die man wissen sollte, ist das es in Ordnung ist zu Zweifeln. Sich selbst auch mal zu hinterfragen und auf der Suche nach einem festen Platz im Leben zu sein. Selbst wenn es nur der kleine Hobbybereich ist, der für jedoch immer noch einen wichtigen Platz einnimmt.
Ich weiß nicht, ob mich das Schreiben mein Leben lang begleiten wird, da ich mittlerweile auch gelernt habe, mich anders auszudrücken und das nicht nur durch fiktive Geschichten.
Es soll auch nicht darum gehen, mir zu sagen, dass meine Geschichten doch gerne gelesen werden. Ich möchte mit diesem Brief viel mehr diejenigen erreichen, die sich auch unsicher geworden sind und nicht wirklich wissen, wie es weitergehen soll. Ich weiß, dass es mittlerweile vielen „alten Hasen“ so geht, die auch einfach die Lust daran verloren haben oder sich fragen, was ihnen das Schreiben überhaupt noch bringt, da sie auch nicht so wirklich wissen, wo ihr Platz überhaupt noch ist.
Ich finde, dass diese Fragen zum Leben oftmals dazugehören. Manchmal sind es genau diese Fragen, die uns einen neuen Weg aufweisen. Einen Anfang bilden. Den Anfang von etwas völlig Neuem.
Ich wollte diesen Weg nutzen, um meine Gefühle und Eindrücke auf Papier zu bringen, sie selbst zu verstehen und auch akzeptieren zu lernen.
Ich weiß, dass ich diese persönlichen Gedanken nicht veröffentlichen muss und ich natürlich auch Gefahr laufe, dass man sie falsch verstehen könnte.
Aber dennoch wollte ich meinen Weblog dazu nutzen, um auch mal Themen anzusprechen, die einem selbst sehr unangenehm erscheinen. Wer gibt gerne zu, dass er in gewissen Dingen unsicher ist und sich selbst zu sehr in die Mangel nimmt?
Allerdings glaube ich auch, dass wenn man darüber spricht oder schreibt, auch etwas daran ändern kann. Und vielleicht helfen meine Worte dem ein oder anderen, dem es im Moment genauso geht wie mir.
Ich möchte hiermit nur sagen, dass man nicht alleine ist und Unsicherheiten zum Leben dazugehören.
Und ich finde auch, dass sie es wert sind, ausgesprochen zu werden.
Egal wie banal sie auch scheinen mögen.
Ich sitze immer noch hier und sehe, dass die Uhr schon nach eins anzeigt. In mir steigt jedoch dieses wohlige Kribbeln auf, dass mir zeigt, dass ich über Etwas geschrieben habe, dass mir sehr am Herzen liegt und das ich gerne mit euch teilen wollte.
Eure
dattelpalme11